Mittwoch, 23. August 2017

Circe

Auch von Cortázar gab es eine Kirke-Geschichte, Circe genannt, über eine Frau, der die Verlobten wegstarben. Die Geschichte behandelte den Fall des – nach einem Herzinfarkt und nach einem Suizid – dritten Mannes. Absicht und Umstände wurden im Vagen gelassen, sicher war bloß, daß die Eltern der Braut sie ab einem gewissen Stand der Dinge unbedingt loswerden wollten. Der dritte Mann kam davon, auch tötete er die Braut nicht. Der Titel gab das Thema vor, dieses wurde auf den ersten Seiten explizit verhandelt, es ging also um das Was und das Wie der Erzählung, wobei etwas Eindeutiges zu etwas Vagem wurde.

(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Bestiario (1951)).

Fenster #166 (»Thereʼs a boat thatʼs leaving soon for …«)


Cefalea

In der Form eines Berichts wurde von einem ominösen ›wir‹ das Scheitern einer Unternehmung – der Zucht von irgendwelchen Säugetieren – geschildert. Eine Grundlage Cortázars für die Erzählung war nach eigenen Angaben ein Katalog mit der Beschreibung der Wirkungen homöopathischer Mittel. Die Symptome wurden hier zu den Krankheiten, die die Namen der Wirkstoffe hatten, man konnte also, zum Beispiel, an Cannabis indica erkranken, ohne Hanf zu konsumieren; man nahm immer nur irgendwelche Tabletten des Arztes, für den man diesen Bericht verfaßte. Der Bericht löste beim Lesen ein Gefühl starker Beklemmung aus, es erinnerte teilweise (die Abgeschiedenheit, das Klima …) an Die Schnecke am Hang von den Strugatzkis, man war geradezu erleichtert, ihn durchzuhaben.

(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Bestiario (1951)).