Donnerstag, 19. Mai 2016

Hier ist der Weg einmal nicht das Ziel

Die Nacht kommt



Montag, der 19. Mai 2014


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Zwischendurch begann Hans Köberlin mit der Lektüre von Peter Handkes Mein Jahr in der Niemandsbucht. Er war darauf gekommen, das bereits in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erschienene Buch zu lesen, weil er sich plötzlich, vor einigen Wochen bereits, an den Titel erinnert hatte, denn auch er verbrachte ja quasi (fast) ein Jahr in einer Art von Niemandsbucht, und nicht bloß in einer metaphorischen Bucht (in der westlichen Peripherie der Stadt der Liebe), sondern in einer reellen Bucht, der Playa La Fossa-Levante, und er hatte sich das Buch bestellt und an die Adresse der Frau schicken lassen. Auch Handke war, wenn Hans Köberlin die Andeutungen nicht bloß in seinem eigenen Kontext las, anscheinend einmal von seiner Frau verlassen worden oder hatte eine Trennung hinter sich und hatte dies als seine erste »Verwandlung« verbucht. »Die neue Verwandlung möchte ich ohne Qual«, hatte er dann geschrieben.* Hans Köberlin hoffte, sich an den Differenzen seiner »Niemandsbuchten« abarbeiten und dadurch mehr eigene Klarheit gewinnen zu können. Aber waren ›Klarheiten‹ nicht noch dumme Relikte aus seinem alten, überholten Leben? Um Uneigentlichkeiten und Mehrdeutigkeiten ging es doch, um Als-obs …


* Peter Handke, Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten, Frankfurt am Main 2007, S. 13.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVIII [Drittes Intermezzo – oder: Der Geburtstag der Frau], 15. bis 21. Mai 2014).