Dienstag, 1. März 2016

Samstag, der 1. März 2014


[151 / 173]
Eine Passage Baudelaires aus La Solitude fiel ihm ein …: »et que lʼEsprit de lubricité sʼenflamme merveilleusement dans les solitudes …« und er mußte an die beiden Mädels auf dem Parkplatz, die eine auf dem Campingstuhl, die andere stehend daneben, denken. Hans Köberlin – früher, in seinen sieben fetten Jahren, selber ein regelmäßiger Freier* – wollte nachschauen, was Max Weber (warum nicht?!) über die Prostitution geschrieben hatte und gab den Begriff in die Suchmaske seiner digitalen Bibliothek, die auch Max Webers Gesammelte Werke enthielt, ein. Der Begriff tauchte dreimal in dem Lebensbild, das Marianne Weber von ihrem Mann verfaßt und das dessen gesammelten Werken vorangestellt worden war, auf. Das schien wohl ein Thema in ihrer Ehe gewesen zu sein, Hans Köberlin hatte da bloß ungefähre Ahnungen und Phantasien von en passant aufgelesenen Bemerkungen (Max Weber war nie eigentlich sein Thema gewesen), sie, Marianne Weber, jedenfalls bezeichnete die Prostitution, über die sie im Allgemeinen schrieb und nicht aus konkretem Anlaß, als »schwarzen Schatten der Ehe«.**


* Vgl. etwa vom Verf. … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 80, S. 82 und S. 175.
** Marianne Weber, Max Weber. Ein Lebensbild, mit 13 Tafeln und 1 Faksimile, Tübingen 1926, S. 375. Bei Weber tauchten 18 Fundstellen auf, in denen historische und ökonomische (Prostitution als eine Einrichtung, bei dem man für etwas okkasionell bezahlen mußte, was man in der Ehe regelmäßig umsonst haben konnte) und religiöse Aspekte behandelt wurden. Angetan, so daß er sie dreimal zitiert hatte – und was wieder einmal eine dieser literarischer Koinzidenzen ergab: der Auslöser von Hans Köberlins Spielerei fand sich überraschend an ihrem Ende wieder –, also angetan hatte es ihm, Max Weber, eine Formulierung Baudelaires, nämlich »cette sainte prostitution de lʼâme« aus dem postum 1868 in Spleen de Paris erschienenen Prosagedicht Les foules.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XII [Phase 5 – oder: Un gringo en Calpe], 10. Februar bis 6. März 2014).