Sonntag, 14. Februar 2016

Freitag, der 14. Februar 2014


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Es kam plötzlich eine seltsame atmosphärische Stimmung auf, die ihn an die Stimmung in Flann OʼBriens The Third Policeman – ein Buch das (haben wir das bereits erwähnt?), nebenbei bemerkt, seinen Weg in Hans Köberlins Basisbibliothek gefunden hatte – erinnerte, und ein paar Minuten später hatte ein dichter Nebel alles was weiter als zehn Metern von ihm entfernt lag, vollkommen eingehüllt. Hans Köberlin stieg auf die hintere Dachterrasse und sah hinter den Häuserreihen gegenüber rundum, also seiner Sichtbarkeitsblase, bloß noch einen konturlosen grauen Raum, sogar die Hochhäuser und der Peñòn de Ifach und der Morro de Toix und das Castellet de Calp und die Sierra de Oltà waren verschwunden, als habe der große Manipulator mit seinem Photoshopwerkzeug einfach alles wegretuschiert oder wie bei Welt am Draht, als der die Welt simulierende Rechner abstürzte. Wie hatte man sich das vorzustellen? Hatte jemand, der fünfzehn Meter von Hans Köberlin entfernt auf seiner Dachterrasse stand, auch seine Sichtbarkeitsblase mit zehn Metern Radius?* So, mit Sichtbarkeitsblasen mit zehn Metern Radius im Abstand von fünfzehn Metern, konnte man sich das Universum vorstellen, oder auch das soziale System, manchmal zumindest … – – – Der Wind hatte sich gelegt, jetzt in dem Nebel war es aber zu ungemütlich, um an dem Tisch auf der hinteren Dachterrasse weiter zu lesen und zu schreiben. Seltsam das, Wetter gab es hier, wie er sie noch nie erlebt hatte, und er ging nach einer Weile, in der sich nichts tat und es keine Auflösung ergab, zurück an seinen Schreibtisch in den leeren Wintergarten. Er fühlte sich plötzlich einsam, ohne die Frau in diesem grauen Nichts, was ja kein Nichts mit nichts dahinter war, sondern bloß ein dichter Nebel, etwas vor Etwas.


* In The Third Policeman erfuhr man, de Selby habe behauptet, Nacht sei, entgegen der allgemein akzeptierten Theorien, eine Akkumulation schwarzer Luft (vgl. Flann OʼBrien, Der dritte Polizist, Frankfurt am Main 1991, S. 42f. und dort die Fußnote 4). Hans Köberlin kam dies hier wie eine Akkumulation grauer Luft vor, aber es sollte noch dicker kommen, siehe unten).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XII [Phase 5 – oder: Un gringo en Calpe], 10. Februar bis 6. März 2014).