Mittwoch, 3. Februar 2016

Warum neben meinem WC ein Bleistift liegt

… man ist Schriftsteller, so wie Ludwig XIV. König war, selbst auf dem Nachtstuhl.

(Roland Barthes, Mythen des Alltags, Berlin 2010, S. 39).

Montag, der 3. Februar 2014


[125 / 199]
Anschließend putzte er sich ausgiebig die Zähne und legte sich wieder ins Bett, wo ihn ein Sortilegium im Echtermeyer zu folgendem enigmatischen Distichon von Novalis führte …
Ist es nicht klug, für die Nacht ein geselliges Lager zu suchen?
   Darum ist klüglich gesinnt – der auch Entschlummerte liebt.
Die Klugheit eines (einer bestimmten Ausprägung des) geselligen Nachtlagers war Hans Köberlin evident, aber meinte Novalis mit »Entschlummerte« Schlafende (die Schlafende neben einem) oder Tote?*
Irgendwann erwachte die Frau, man vögelte, frühstückte und fuhr dann mit dem Auto der Frau zum Müggelsee, um einen Spaziergang zu machen. Die Frau wollte unbedingt die Eisfläche betreten, doch am See blies ein derart kalter Wind, daß man das Unternehmen nach wenigen Metern abbrach.** Anschließend besuchte man eine kranke Freundin der Frau in ihrer Wohnung, trank einen Tee dort und versprach, am nächsten Tag für sie Briketts zu besorgen.


* Das DWB (Bd. 3, Sp. 608f.) zitierte in dem betreffenden Lemma als einen Beleg Klopstock mit der Bemerkung, die zitierte Passage sei »seltsam«, was auch Hans Köberlin fand: »einige deiner nachkommen werden entschlummern, einige sterben, aber du sollst des todes sterben.« Die Grimms erklärten diese Reihung mit »leichten und schweren tod bezeichnend.«
** Borges zitierte ein altes chinesisches Sprichwort, nachdem es besser sei, im Nacken den Eishauch des Winters zu spüren als den warmen Atem eines rasenden Elefanten (vgl. Jorge Luis Borges, Von Büchern und Autoren. Rezensionen, Essays, Biogramme 1936-1939; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Frankfurt am Main 1993ff., Bd. 4, S. 324).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur], 31. Januar bis 9. Februar 2014).