Sonntag, 24. Juli 2016

Donnerstag, der 24. Juli 2014


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An unseren Empfindungen, so hatte der Hilfsbuchhalter Bernardo Soares geschrieben, an unseren Empfindungen sei genau das wirklich, was nicht unser sei, denn die uns allen gemeinen Empfindungen bildeten die Wirklichkeit, also sei individuell an ihnen nur, was nicht der Wirklichkeit entspreche. Und, so hieß es weiter im Livro do Desassossego, sähe er eines Tages eine scharlachrote Sonne, er wäre über die Maßen beglückt, denn wie sehr wäre diese Sonne allein die seine.* Abgesehen davon, daß Hans Köberlin im abendlichen Großstadtsmog bereits des öfteren mit einem Haufen via Taschentelephon photographierender Leute den Untergang einer scharlachroten romantischen Sonne gesehen hatte, abgesehen davon also wunderte sich Hans Köberlin ein wenig darüber, daß der Hilfsbuchhalter bei dem vielen Weisen, das er schrieb, noch so an seinem Ich, an seinem Eigenen hing. Er sollte doch wissen, daß – war man kein Säulenheiliger – Weltflucht nur in der Welt und im Modus des Paradoxen passieren konnte, durch Aufgehen im allgemeinen Banalen, und nicht durch idiosynkratischem Beharren auf der eigenen kleinlichen zufälligen Besonderheit.


* Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith, Zürich 2003, S. 350.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XXII [Der abschließende Besuch der Frau], 12. Juli bis 12. August 2014).

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