Samstag, 21. November 2015

Donnerstag, der 21. November 2013


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DAS ORIGINAL* DIE ÜBERSETZUNG VON GEORG GOYERT DIE ÜBERTRAGUNG VON HANS WOLLSCHLÄGER
Stately, plump Buck Mulligan came from the stairhead, bearing a bowl of lather on wich a mirror and a razor lay crossed. A yellow dressinggown, ungirdled, was sustained gently behind him by the mild morning air. He held the bowl aloft and intoned:
   – Introibo ad altare Dei.
Gravitätisch kam der dicke Buck Mulligan vom Austritt am oberen Ende der Treppe: er trug ein Rasierbecken, auf dem kreuzweise ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Im milden Morgenwind bauschte sich leicht hinter ihm ein gelber, ungegürtelter Schlafrock. Er hob das Becken in die Höhe und stimmte an:
   »Introibo ad altare Dei.«
Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Ein gelber Schlafrock mit offenem Gürtel bauschte sich leicht hinter ihm in der milden Morgenluft. Er hielt das Becken in die Höhe und intonierte:
   – Introibo ad altare Dei.
Zitierte Buck Mulligan Ps 43.4 auch deswegen, weil im Latein der Vulgata ›troi‹ anklang, oder hatte Hans Köberlin zuviel Arno Schmidt gelesen?
»Stattlich und feist« erschien Hans Köberlin – auch hinsichtlich Buck Mulligans stattlichem und feistem Charakter** – als die charakteristischere Lösung, und daß er sich auf dem oberen Ende der Treppe befand,*** das würde man im nächsten Satz erfahren, und mit »Seifenbecken« war die Wiederholung von »Rasier-« vermieden, und »kreuzweise« hatte Konnotationen, die hier wohl nicht anklingen sollten, und »mild« korrespondierte besser mit »Luft« und die wörtliche Übersetzung »ungegürtelt« klang holprig; bloß im letzten Satz zog Hans Köberlin das »hob« dem »hielt« vor, denn dadurch wurde die Travestie einer sakralen Handlung anschaulicher.


* … aber was hieß in diesem Fall schon ›Original‹? Siehe Hans Wollschlägers Nachbemerkung zu seiner Übertragung: »Es gibt zur Zeit immer noch keinen zuverlässigen, fehlerfreien englischen Text des Ulysses: alle Ausgaben des Originals sind unverhältnismäßig korrupt. Die vorliegende Übersetzung stützt sich hauptsächlich auf den Text von Random House, New York I961. Die Herausgeber haben aber alle ihnen bekannten, d. h. publizierten oder von Joyce-Forschern in Textstudien vorgelegten, Emendationen geprüft und nach Möglichkeit einbezogen, so daß der Text in Einzelheiten von anderen gängigen Texten abweicht. Besonders im letzten und vorletzten Kapitel konnten dadurch Ergänzungen gebracht werden. An die Übersetzung und ihre Durchsicht sind rund fünf Jahre gewendet worden – der Sache gemäß mehr als an alle anderen Bände der Frankfurter Joyce-Ausgabe. Dem hohen Schwierigkeitsgrad des Buches glauben es allerdings Übersetzer und Herausgeber schuldig zu sein, weiter an der Übersetzung arbeiten zu sollen. Es ist denkbar, daß sie in einer späteren Auflage an einzelnen Stellen zu anderen Lösungsvorschlägen als den hier gemachten gekommen sein werden.« (James Joyce, Ulysses, Frankfurt am Main 1981, S. 1017).
** Immerhin schlug er Stephen Dedalus vor: »we might do semething fort he island. Hellenize it.« (ebd., S. 7), jenes Projekt, welches ja dann Joyce quasi mit Ulysses realisiert hatte. Außerdem distanzierte er sich von Stephens Rigorismus gegenüber seiner sterbenden Mutter, was Hans Köberlin als einen menschlichen Zug ansah. Allerdings sollte sich Mulligan später dann angesichts Leopold Blooms in die Reihe der Antisemiten einreihen.
*** Am Sonntag, dem 26. Juli 2015, sollten die Frau und Hans Köberlin von ihrer Unterkunft in Drumcondra aus mit der Buslinie 1 quer durch die Stadt nach Sandymount zu dem Martello Tower – man müßte eigentlich sagen: zu jenem Martello Tower, in dem Stephen Dedalus und Malachi Mulligan wohnten, denn ›Martello‹ war nicht der Name des Turms, sondern die Gattungsbezeichnung für alle derartigen Türme an der Küste, wie Hans Köberlin vor Ort lernen sollte – fahren. Es sollte während dieses Ausflugs in Strömen regnen, so daß die beiden, dort angekommen, den Turm, der häßlich in andere Gebäude verbaut worden war, einmal umrundeten und aus Ermangelung eines Pubs in der Nähe zurück in die Innenstadt fuhren. – Das Land, in dem James Joyce geboren war und das er zeitig verließ, sollte durch diese Reise mit der Frau, einer Reise, die die beiden in die Hauptstadt und eine benachbarte Halbinsel sowie an die südwestliche Küste führen sollte, für Hans Köberlin zu einem Sehnsuchtsort werden.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VIII [Phase III – oder: Konsolidierung], 19. November bis 19. Dezember 2013).

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