Freitag, 28. August 2015

Reisen

Dazu (zu Telos, Kapitel XVIII [Reisen]) eine fragmentarische Notiz von Clemens Limbularius, die einzubauen Hans Köberlin übersehen hatte, eine Notiz datiert vom Mittwoch, dem 24. Januar 2007: »Es gibt einen guten (buddhistischen) Alltag und einen schlechten (protestantischen) Alltag und das Reisen dient dazu, dem guten Alltag den Rücken zu stärken, die eigenen bewußten Rituale, die den Alltag heiligen, gegen die fremdbestimmten gehetzten Gewohnheiten, die alles ins Profane ziehen.« Reisen sei eine Halluzination, hatte der Protagonist von Flann O’Briens The Third Policeman de Selby zitiert (vgl. Der dritte Polizist, Frankfurt am Main 1991, S. 66). So abstrus die referierten Theorien de Selbys auch sonst waren, hier gab ihm Hans Köberlin recht, aber wahrscheinlich nicht in dem Sinne de Selbys. Reisen war Hans Köberlin eine Halluzination, weil er sich durch das Reisen – = weg sein – in künftigen Sehnsuchtsorten bewegte, die mit dem empirischen Dortsein bloß die Entfernung von dem Zuhause gemein hatten. Und was sich Hans Köberlin mit seinen Reisehalluzinationen schaffte, das waren quasi Mikroalltage in der Fremde, und zwar Mikroalltage, die sich in jeder noch so divergierenden Fremde wiederholten. »Dahin kommen, dies ohne das Reisen zu können …« Aber da stand die gute alte Mutter Dialektik vor, und außerdem war es nicht verkehrt, ab und an einmal rauszukommen.

(eine Fußnote aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel V [Phase I – oder: Altlasten], 13. Oktober bis 2. November 2013).

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